Distressed M&A.
Aus dem Schatten ins Potenzial

 

Es gibt Begriffe, bei denen die Reaktion reflexartig ausfällt. Insolvenz ist so einer.
In Investoren- und Unternehmerkreisen sorgt das Wort oft für Stirnrunzeln und für einen spürbaren Wechsel der Tonlage.
Die Assoziationen sind stark: Verlust, Scheitern, Risiko, Imageschaden. Doch der zweite Blick kann sich lohnen.
Nicht hinter jeder Krise steckt nur ein Problem, sondern oft auch ein Wert, der neu gesehen werden will.

In meiner Arbeit im Bereich Distressed M&A habe ich einige solcher Situationen begleitet.
Was mich dabei immer wieder beeindruckt, ist die Geschwindigkeit, mit der sich Entwicklungen überschlagen können.
Zwischen erster Liquiditätslücke und Insolvenzantrag liegen oft nur wenige Wochen. Sobald fällige Zahlungen nicht mehr geleistet werden können, greift die Insolvenzantragspflicht.
Wird sie nicht rechtzeitig wahrgenommen, können auch externe Gläubiger darunter das Finanzamt oder die Krankenkassen das Verfahren in Gang setzen.
Die Insolvenzantragspflicht ist kein theoretisches Konstrukt. Sie ist klar, scharf gestellt und wird durch die Rechtsprechung zunehmend eng ausgelegt.

Ich habe erlebt, wie schnell es in diesen Momenten gehen kann, wenn es nicht passt. Wenn das Vertrauen von Geschäftspartnern schwindet, das Management nicht mehr handlungsfähig ist und der Druck von außen wächst. Die Spirale sich in Windeseile nach unten dreht. Gleichzeitig habe ich aber auch erlebt, wie sich in genau diesen Situationen Türen öffnen für potentielle Käufer, die mit Weitblick und Sachverstand agieren. Die erkennen, dass hier nicht nur eine Bilanz bereinigt werden muss, sondern ein Unternehmen im Kern oft gesund ist mit funktionierenden Strukturen, eingespielten Teams, etablierten Produkten.

Natürlich erfordert das einen anderen Zugang. Es geht nicht um kurzfristige Gelegenheiten, sondern um die Perspektive, ein Unternehmen verantwortungsvoll und tragfähig weiterzuentwickeln.
Nicht um den schnellen Schnitt, sondern um einen fundierten Neuanfang.
Dafür braucht es ein gutes Gespür für Prozesse, für Dynamiken, für das Machbare. Aber auch für Menschen. Denn Insolvenz bedeutet nicht, dass ein Unternehmen wertlos ist. Es bedeutet, dass es einen Moment braucht, in dem ein anderer die Verantwortung übernimmt.

Die Investoren, mit denen ich in diesem Bereich eng zusammenarbeite, bringen genau dieses Verständnis mit. Sie handeln überlegt, mit klarem Blick auf das Wesentliche und mit dem Bewusstsein, dass Vertrauen der Schlüssel zu jeder erfolgreichen Übernahme ist. Sie setzen die Chancen in den Vordergrund, nicht die Probleme.

Ich wünsche mir mehr Offenheit für diesen Markt. Nicht aus Idealismus, sondern weil ich immer wieder sehe, wie viel Potenzial verschenkt wird, wenn man Distressed-Transaktionen pauschal ausschließt.
Denn was am Ende zählt, ist nicht das Etikett, mit dem ein Unternehmen auf dem Markt erscheint. Sondern das, was dahinter möglich wird, wenn man bereit ist, hinzusehen.


 

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