Private Equity
Mythos, Macht, Missverständnisse?
Es gibt Begriffe, die bringen sofort eine bestimmte Stimmung mit sich. "Private Equity" ist für manche so einer. Oft reicht schon das Wort und man spürt eine gewisse Zurückhaltung im Raum, ein fast unbemerktes Kopfschütteln, ein stilles Zaudern. Vielleicht sogar leises Unbehagen. "Die kaufen nur, um auszuschlachten", höre ich manchmal. Oder auch: "Nach drei Jahren ist das Unternehmen sowieso weiterverkauft."
Ja, solche Fälle gibt es. Wie überall. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Aber Private Equity ist mehr als ein Schatten an der Wand. Wenn man genauer hinschaut, sieht man keine anonymen Fonds oder gesichtslose Entscheidungen. Man sieht Menschen. Menschen mit Kapital, ja, aber auch mit Ideen, mit Verantwortung, mit einem echten Interesse daran, Unternehmen zu entwickeln. Viele von ihnen haben sich längst von alten Klischees gelöst.
In meiner Arbeit bewege ich mich oft zwischen unterschiedlichen Welten: Familienunternehmen, strategische Käufer, Investoren, PE-Fonds. Ich sehe beides. Prozesse, die sich entfalten wie ein gutes Gespräch auf Augenhöhe und andere, die scheitern, noch bevor es richtig losgeht. Meistens nicht wegen der Zahlen, sondern wegen der Zwischentöne.
Es sind die "soft factors", Vertrauen, Haltung, Kultur, das, was kein KPI messen kann. Die "guten" PE-Häuser wissen das. Für sie ist ein Deal daher nicht nur ein Abschluss, sondern ein Anfang, wo es nicht um den schnellsten Exit geht, sondern um gezielte Entwicklung des Unternehmens, um Wertschöpfung mit Struktur und Substanz. Genau deshalb bringen viele heute weit mehr mit als reines Kapital nämlich Wissen, Erfahrung, Netzwerk und das, was den ein oder anderen vielleicht überraschen mag: Vor allem auch echtes Interesse am Menschen.
Private Equity, Family Office, strategischer Investor: Manchmal verschwimmen die Grenzen. Strategen suchen Synergien, Family Offices haben den langen Atem, PE-Fonds achten auf Skalierung und Rendite. Aber am Ende des Tages wollen doch alle dasselbe: eine gute Investition und eine Entwicklung, die sich lohnt. Menschen, die auf dem Weg mitgenommen werden und Prozesse, die halten. Zusammenfassend eine Verbindung, die mehr ist als reines Zweckbündnis.
Ja, auch im Private-Equity-Bereich ist das angekommen: Zufriedenheit ist kein natürliches Beiwerk, sie ist ein echter Erfolgsfaktor.
Vielleicht ist es genau jetzt Zeit, Private Equity differenzierter zu betrachten. Weg von alten Klischees, hin zu einem ehrlicheren Blick: Ja, natürlich geht es um Performance. Ja, ambitionierte Zeitpläne und KPIs gehören dazu. Aber nein, das alles funktioniert nicht ohne echte Verbindung, ohne Gespür, ohne Haltung.
Ich erinnere mich an einige der besten Transaktionen, die ich begleiten durfte: Sie kamen nicht wegen der Zahlen zustande, sondern weil sich Menschen aufeinander eingelassen haben. Weil der Funke übergesprungen ist, wie beim verlieben. Weil das Gespräch getragen hat, nicht nur das Excel-Sheet. Nicht der Fonds macht den Unterschied. Sondern der Mensch, der ihn vertritt.
Am Ende geht es wie so oft um etwas sehr Einfaches: Das sich der Weg für alle Seiten gelohnt hat. Vielleicht liegt genau darin auch die Chance für die Branche, sich nicht nur neu zu zeigen, sondern neu zu definieren. Menschlich. Klug. Verantwortlich. Wenn aus reiner Kapitalallokation echte Partnerschaft wird, wenn sich zeigt, dass auch im Hintergrund eines Fonds jemand steht, der zuhört, der versteht und der gestalten will.
